'Eine Nation, ein Recht!' ? - Ausnahmen von der Rechtsgleichheit durch Inklusion und Exklusion: Das Beispiel der Zivilehe

Ausnahmen von der Rechtsgleichheit durch Inklusion und Exklusion: Das Beispiel der Zivilehe

Nonfiction, Reference & Language, Law, Legal History
Cover of the book 'Eine Nation, ein Recht!' ? - Ausnahmen von der Rechtsgleichheit durch Inklusion und Exklusion: Das Beispiel der Zivilehe by Hans-Joachim Frölich, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Hans-Joachim Frölich ISBN: 9783638293808
Publisher: GRIN Verlag Publication: July 20, 2004
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Hans-Joachim Frölich
ISBN: 9783638293808
Publisher: GRIN Verlag
Publication: July 20, 2004
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Jura - Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Rechtsgeschichte, Note: Vollbefriedigend (11 Punkte), Humboldt-Universität zu Berlin (Juristische Fakultät; Lehrstuhl für Bürgerliches Recht), Veranstaltung: Seminar 'Nationsbildung durch Recht im Kaiserreich', Sprache: Deutsch, Abstract: Am 1. Oktober 1874 trat in Preußen das Gesetz zur Einführung der obligatorischen Zivilehe in Kraft, am 1. Januar 1876 folgte das weitgehend identische Reichsgesetz. Beide Gesetze waren erst nach mehreren Anläufen zustande gekommen. Die Widerstände gegen die Säkularisierung des Eherechts waren groß, im Parlament wie außerhalb. Wie der gesamte Kulturkampf, in dessen Zusammenhang die Zivilehe zu sehen ist, wurde auch diese Diskussion in der Öffentlichkeit, nicht bloß innerhalb der Kirche und der Kabinette, geführt. Mit der Verabschiedung des Personenstandsgesetzes hatten die liberalen, nationalen Kräfte im Reich einen Sieg errungen. Die vermeintlichen Besiegten aber, die Katholiken, machten etwa ein Drittel der Bevölkerung aus - das war keine Minderheit, die sich per Gesetz entfernen ließ. Das war vielmehr eine ganze Bevölkerungsgruppe, die sich den Einheits- und Einheitlichkeitsvorstellungen der liberalen, preußischen und protestantischen Mehrheit nicht beugen wollte. In ihrem unmittelbaren zeitlichen Umfeld betrachtet, stellt sich die Einführung der Zivilehe also als ein Instrument des Kulturkampfes dar. Lässt man den Blick jedoch von den 1870er Jahren weiter zurückschweifen und nimmt längere historische Wirkungslinien in den Blick, so gewinnt die obligatorisch staatliche Regelung der Ehe eine tiefer gehende Bedeutung. So betrachtet nämlich wird sie zum Zeichen einer ganz allgemeinen Intensivierung der Herrschaft des Staates, die bereits im 18. Jahrhundert einsetzt. Es entsteht ein 'staatsweites Gesellschaftssystem'. Auch der gesamte Kulturkampf lässt sich dann als Auseinandersetzung über die Reichweite staatlicher Macht in diese Traditionslinie einordnen. Zugleich wird verständlicher, warum die Diskussion um die Einführung der Zivilehe mit solcher Erbitterung geführt wurde. Nachfolgend sollen zunächst die unmittelbaren wie die weiter zurückreichenden historischen Entwicklungen beleuchtet werden, aus welchen die Zivilehe hervorgegangen ist. Dabei wird auch klar, warum sich der Reichstag 1875 gerade für die obligatorische Form entschied. Danach folgt ein näherer Blick auf die einzelnen Argumente für und wider die Zivilehe, wie sie von den verschiedenen Parteiungen vorgebracht wurden. Dabei steht die Rolle, die die 'Nation' in der Auseinandersetzung spielte, im Mittelpunkt.

View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Jura - Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie, Rechtsgeschichte, Note: Vollbefriedigend (11 Punkte), Humboldt-Universität zu Berlin (Juristische Fakultät; Lehrstuhl für Bürgerliches Recht), Veranstaltung: Seminar 'Nationsbildung durch Recht im Kaiserreich', Sprache: Deutsch, Abstract: Am 1. Oktober 1874 trat in Preußen das Gesetz zur Einführung der obligatorischen Zivilehe in Kraft, am 1. Januar 1876 folgte das weitgehend identische Reichsgesetz. Beide Gesetze waren erst nach mehreren Anläufen zustande gekommen. Die Widerstände gegen die Säkularisierung des Eherechts waren groß, im Parlament wie außerhalb. Wie der gesamte Kulturkampf, in dessen Zusammenhang die Zivilehe zu sehen ist, wurde auch diese Diskussion in der Öffentlichkeit, nicht bloß innerhalb der Kirche und der Kabinette, geführt. Mit der Verabschiedung des Personenstandsgesetzes hatten die liberalen, nationalen Kräfte im Reich einen Sieg errungen. Die vermeintlichen Besiegten aber, die Katholiken, machten etwa ein Drittel der Bevölkerung aus - das war keine Minderheit, die sich per Gesetz entfernen ließ. Das war vielmehr eine ganze Bevölkerungsgruppe, die sich den Einheits- und Einheitlichkeitsvorstellungen der liberalen, preußischen und protestantischen Mehrheit nicht beugen wollte. In ihrem unmittelbaren zeitlichen Umfeld betrachtet, stellt sich die Einführung der Zivilehe also als ein Instrument des Kulturkampfes dar. Lässt man den Blick jedoch von den 1870er Jahren weiter zurückschweifen und nimmt längere historische Wirkungslinien in den Blick, so gewinnt die obligatorisch staatliche Regelung der Ehe eine tiefer gehende Bedeutung. So betrachtet nämlich wird sie zum Zeichen einer ganz allgemeinen Intensivierung der Herrschaft des Staates, die bereits im 18. Jahrhundert einsetzt. Es entsteht ein 'staatsweites Gesellschaftssystem'. Auch der gesamte Kulturkampf lässt sich dann als Auseinandersetzung über die Reichweite staatlicher Macht in diese Traditionslinie einordnen. Zugleich wird verständlicher, warum die Diskussion um die Einführung der Zivilehe mit solcher Erbitterung geführt wurde. Nachfolgend sollen zunächst die unmittelbaren wie die weiter zurückreichenden historischen Entwicklungen beleuchtet werden, aus welchen die Zivilehe hervorgegangen ist. Dabei wird auch klar, warum sich der Reichstag 1875 gerade für die obligatorische Form entschied. Danach folgt ein näherer Blick auf die einzelnen Argumente für und wider die Zivilehe, wie sie von den verschiedenen Parteiungen vorgebracht wurden. Dabei steht die Rolle, die die 'Nation' in der Auseinandersetzung spielte, im Mittelpunkt.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Auswirkungen der aktuellen Sicherheitsstrategien der EU und USA auf die klassische Entwicklungspolitik by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Einsetzen von Modellen nach mittleren Werten in ein Kiefersimulationsgerät (Unterweisung Zahntechniker / -in) by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Einfache Experimente im Erdkundeunterricht by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book High Speed Cutting - Fräsen by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Informationsmanagement bei Amazon by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Christian Wilhelm Dohm und 'Die bürgerliche Verbesserung der Juden' by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Grundlagen der IAS/IFRS und wesentliche Unterschiede zum HGB am Beispiel: 'Bewertung von unfertigen Fertigungsaufträgen' by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Die Bedeutung des Ideenmanagements als Innovationsinstrument by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Analyse der Wasserhärte in Bezug auf die geomorphologische Entwicklung by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Unterrichtsstunde: Aborigines - facts about their culture and history by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Das Mogulreich in Indien - Welche Religionspolitik verfolgte Großmogul Akbar? by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Kinderrechte im Überblick. Politische Ansprüche an kindliche Mitbestimmung by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Im Sumpf der Psychiatrie by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book Planung und Steuerung eines optimalen Fitness- und Krafttrainings nach der ILB-Methode by Hans-Joachim Frölich
Cover of the book 'Der flexible Mensch' von Richard Sennett. Eine Interpretation by Hans-Joachim Frölich
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy